Inmitten der Nacht,
als keiner gewacht,
da hört man ein Singen
ein liebliches Klingen.
Was ward uns beschert?
Ein Kindlein zur Erd.

Inmitten der Nacht
Als keiner gewacht,
da kommen gelaufen
in Eil ohn’ Verschnaufen,
viel Männer und Frauen,
das Kindlein zu schauen.

Inmitten der Nacht,
hat das Kindlein gelacht,
denn hell aus dem Dunkel
kommt ein lichtes Gefunkel,
weil viel tausend Sterne
waren seine Laterne.

Volksgut

Hirte 02

 

Ich steh an deiner Krippe hier,
o Jesu, du mein Leben.
Ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin,
es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut,
nimm alle hin und lass es dir gefallen.

Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren
und hast mich dir zu eigen gar,
eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht,
da hast du schon bei dir bedacht
wie du mein wolltest werden.

Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht,
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht’,
wie schön sind deine Strahlen.

Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen,
und weil ich jetzt nicht weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich könnte fassen.

Paul Gerhardt 1653