Eine wahre Geschichte
aus Frankreich

Ein Mann, nicht mehr jung und noch nicht alt, verliert Frau und Kind. Wofür noch leben? Er lässt seinen Besitz auf gutem, fruchtbarem Land zurück und zieht mit ein paar Schafen in die Cevennen. Eine Gegend, so trostlos wie sein Inneres, fast eine Wüste. Hier hofft er zu vergessen. Es gibt kaum Menschen dort, die Jungen ziehen fort, die, die bleiben, sind zerstritten. Der Mann erkennt den Grund für die Öde und das Absterben der Landschaft: es gibt kaum noch Bäume. Ein Gedanke keimt in ihm auf, und er fasst einen Entschluss.
Er besorgt sich einen Sack mit Eicheln. Sorgfältig sortiert er alle schadhaften Früchte aus. Die besten Eicheln weicht er einige Stunden in Wasser ein. Dann nimmt er den Eimer mit Eicheln und einen Eisenstab und macht sich auf den Weg durch die öde Landschaft. An verschiedenen Stellen stößt er mit dem Stab kräftig in den Boden und legt jeweils eine Frucht in das Loch.
Wenige Jahre später hat er so 100 000 Eicheln gesetzt. Etwa zehn Prozent davon werden anwachsen, so hofft er. Und er wünscht sich, für diese Aufgabe weiterleben und arbeiten zu können.
Im Alter von 89 Jahren stirbt der Mann schließlich. Er hinterlässt drei Eichenwälder von jeweils etwa 33 Quadratkilometern Fläche, eine der schönsten Waldgegenden Frankreichs. Mit ihren zahllosen Wurzeln halten und speichern die Bäume das Regenwasser. Bäche fließen wieder. Gräser, Blumen, Wiesen und Weiden geben Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum. Das Klima ändert sich, die Gegend wird anziehend. Die Menschen schöpfen Hoffnung, kommen einander näher, bauen das Verödete wieder auf. Das Leben kehrt zurück.