Nach dem Himmel sehen

“Darum halte ich soviel mehr vom Herbst als vom Frühjahr”,
sagte einmal der dänische Theologe Sören Kirkegaard, “weil man im Herbst nach dem Himmel sieht - im Frühjahr auf die Erde”. Dieser Blick in den Himmel ist keine Flucht vor der Wirklichkeit des Lebens und erst recht keine Vertröstung mit einer Märchenlandschaft. Schlechte Romane haben oft einen kitschigen Schluß. Der Mensch aber muss sein Leben vor Gott verantworten.-

Der frühere Landesbischof Hermann Dietzfelbinger vergleicht - kurz vor seinem Tod - den letzten Abschied mit der Bangigkeit bei einer Reise in eine fremde Großstadt: “Auch die Ewigkeit ist mir fremd, und ich habe Angst vor ihr. Aber wenn ich dort einen Herrn, Jesus Christus habe, den ich kenne und der mich kennt, wie ich bin, und wenn er mir entgegenkommt und mich an der Hand nimmt und vor Gottes Thron führt und für mich eintritt und sagt: Den kenne ich!, dann brauche ich mich nicht mehr zu fürchten. Ich darf mich vielmehr erwartungsvoll freuen:
Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber stehen wir Gott gegenüber. Jetzt kennen wir Gott nur unvollkommen; dann aber werden wir ihn völlig erkennen, so wie er uns jetzt schon kennt..” (1. Kor. 13,12)
(Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 19. Auflage 2012)
 


    Gut zugedeckt

    Der Vater war im Krieg gefallen. Und nun stand die junge Mutter mit ihren beiden kleinen Jungen allein da. Die Kinder fragten immer wieder nach dem Vater. Und die Mutter versuchte, ihren Kindern das Schreckliche so gut wie möglich zu erklären: “Euer Vater kommt nicht mehr zu uns zurück. Er ist gestorben und ist jetzt im Himmel beim lieben Gott.”
    Abends steht der kleinere der Jungen am Fenster und schaut lange Zeit unbeweglich in den Nachthimmel hinauf. Schließlich wendet er sich fragend an die Mutter:
    “Ich kann aber den Vati gar nicht sehen!”
    Da antwortet sein Bruder:
    “Gott hat den Vati wohl so gut mit dem Himmel zugedeckt, daß wir ihn nicht sehen können!”

Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 19. Auflage 2012.

 


    Als Gott die Welt machte, fragte er die Tiere nach ihren Wünschen. Er hörte sie alle an und erfüllte ihnen ihre Wünsche
    Die Menschen aber wurden ärgerlich darüber, daß Gott sie nicht gefragt hatte. “Wir können mit uns und dieser Welt nicht zufrieden sein!” stellten sie vor Gott fest. “Das sollt ihr auch gar nicht”, antwortete Gott,
    “eure Heimat ist nicht die Erde, auf euch warten die Überraschungen der Ewigkeit!”
    Seitdem tragen die Tiere ihre Augen zur Erde, der Mensch aber geht aufrecht und schaut zum Himmel.

    (Mittelalterliche Legende) aus “Hoffen wir das Beste” von Axel Kühner, Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 19. Auflage 2012.

     


Nach Blumenart leben

“Warum wachsen die Blumen eigentlich nach oben?”
fragt ein kleines Madchen im berühmten Fragealter. Die anwesenden Erwachsenen sind ratlos und suchen nach einer Antwort.
Da kommt das Kind ihnen zuvor und gibt sich selbst die Antwort:
“Weil sie gern von der
staubigen Erde fort wollen!”